Wenn Barney schnüffelt, zieht er bange Blicke auf sich. Der Miniature American Shepherd erschnuppert in Wohnräumen gesundheitsgefährdende Schimmelpilze, die hinter Tapeten, Schränken oder unter Bodenbelägen verborgen sind. Barney ist ein geprüfter Schimmelspürhund — das hat er schriftlich. Die Langenfelderin Kerstin Kastner hat ihn über mehr als ein Jahr hinweg in einem Spezialschulungszentrum ausbilden lassen — und sich selber zur Hundeführerin. "Wichtig ist beim Aufspüren von Schimmel, dass jemand das Verhalten des Hundes erkennt und richtig deutet. Das kann ich jetzt."
So unterstützt Kerstin Kastner mit Barney ihren Ehemann Frank Kastner, der als Bausachverständiger tätig ist und nach eigenen Worten zunehmend mit Auseinandersetzungen um Schimmel in Wohnräumen zu tun hat. "Nach einem wärmedämmenden Umbau müssen die Leute anders lüften und heizen. Das tun viele aber nicht. Sie lassen die Fenster zu, weil sie die Wärme nicht rauslassen wollen." Wenn die Raumluft dann an kälteren Außenwänden kondensiert, könne sich Schimmel bilden.
Die Gefährlichkeit von Schimmelpilzen dürfe nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sagt Dr. Reinhard Tönissen, Chefarzt am Richrather Krankenhaus St. Martinus. "Besonders der so genannte Aspergillus kann zu schweren Lungenschäden führen." Zu den Atemwegserkrankungen zählten etwa eine allergische Entzündung der Lungenbläschen oder die Fibrose, also eine chronische Erkrankung des Lungengewebes. "Wer bei sich zu Hause Schimmel feststellt, sollte alles dafür tun, ihn beseitigen zu lassen. Besonders in Schlafräumen, wo auch keine Pflanzen stehen sollten, weil der Aspergillus auf Blumenerde besonders gut gedeiht."
Wer in einem ungedämmten Altbau wohnt, sollte nach Angaben von Florian Bublies die Räume gerade im Winter nie ganz auskühlen lassen und Feuchtigkeit regelmäßig weglüften. Der Energieberater der Langenfelder Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Außendämmung von Wänden und Dach sowie der Einbau von neuen Wärmeschutzfenstern zwar die Kälte draußen hält.
"Weil neue Fenster sehr dicht eingebaut werden, muss man anschließend aber darauf achten, dass genügend frische Luft hereinkommt. Am sinnvollsten mit täglich mehrmaligem Stoßlüften, im Winter fünf bis zehn Minuten bei weit geöffnetem Fenster."
Nicht nur falsches Lüften, sondern auch Baumängel und eindringende Feuchtigkeit können nach den Worten von Frank Kastner Schimmel in Wohnräumen verursachen. Gleich nach der Abschlussprüfung in diesem Monat habe Hund Barney in der Wohnung eines Kunden, der über Atemwegsprobleme geklagt hatte, eine solche Stelle aufgespürt. "Auch bei näherem Hinsehen war an den Wänden kein Schimmel sichtbar. Aber Barney hat plötzlich mitten auf dem Laminatboden gekratzt, ich habe dieser Stelle geöffnet und alles war voller Schimmel. Am Ende musste nicht nur das Laminat heraus, sondern darunter noch ein Teppich und der Estrich." Auch der Käufer eines älteren Hauses habe Barneys Dienste schon in Anspruch genommen. "Er wollte vor dem Termin beim Notar feststellen, ob womöglich von Schimmel befallene Wände einfach überstrichen worden waren."
Wie schnell Barney fündig wird, zeigt Kastner der RP mit zwei Schimmelproben. Kaum im Wohnzimmer versteckt, hat der Spürhund sie auch schon gefunden.